Da
ich seit Beginn meines Studiums im Oktober kaum zum Lesen gekommen bin, habe
ich mir dieses Buch aufgrund seines ebenso unscheinbaren, wie kitschigen
Aufzugs ausgesucht. Ich wollte Teen-Drama und schnulzige, vorhersehbare
Ereignisse. Es sollte leichte Lektüre für die Bahnfahrten sein, wie auch der
Klappentext vermuten ließ:
Harlow
reißt es den Boden unter den Füßen weg, als sie dem drei Jahre älteren Knox
begegnet: sie scheinen wie für einander bestimmt zu sein. Nur gibt es ein
Problem, welches so groß ist wie das Himalaya-Gebirge selbst, und sich in Form
des Gesetztes direkt zwischen sie schiebt: Harlow ist noch minderjährig und
somit tabu für den gerade 18 Jahre alt gewordenen Knox.
Sie
geben sich das Versprechen auf einander zu warten, doch als Knox an Harlow an
ihrem 18. Geburtstag anruft, hat sie ihr Herz bereits jemand anderen geschenkt.
Jedoch wird ihr nur allzu schnell bewusst, dass dies wohl der größte Fehler
ihres Lebens gewesen sein wird…
Ich
kann aus Erfahrung sagen, dass diese Darstellungsweise und was sie impliziert nicht
einmal im Geringsten erahnen lässt, was sich wirklich in diesem Buch abspielt
und thematisiert wird.
Neben
der Tatsache, dass das aktuelle Geschehen viereinhalb Jahre nach ihrer
Entscheidung für einen anderen Mann stattfindet, ist jener Mann inzwischen ihr
Ehemann. Doch bereits auf der ersten Seite wird klar, dass sie für diesen
keinerlei Zuneigung empfindet – zumindest nicht mehr – und sich „der größte
Fehler ihres Lebens“ zwar auch darauf bezieht, dass sie sich nicht für Knox
entschied, aber noch viel eher – wie ich behaupten würde – darauf, dass sie
sich für Collin entschieden hat.
Harlow
führt eine lieblose Ehe, welche nach außen hin zwar den Anschein von Perfektion
erhebt, in Wahrheit jedoch ganz anders aussieht. Denn sie wird von Collin
misshandelt. Sei es in der Öffentlichkeit, durch Malträtierung ihrer
Druckpunkte oder zu Hause mit voller Wucht. Einige der beschriebenen Szenarien
waren so verstörend und unmenschlich, dass ich teilweise Schwierigkeiten hatte
diese zu verdauen. Nicht wegen Harlow an sich, sondern weil sich diese Figur
von der Fiktion löste und stellvertretend für alle Misshandelten in der
Realität wurde – sei es Mann, Frau oder Kind. Mein Kopf produzierte
unaufhörlich diesen Realitätsbezug, was zur Folge hatte, dass mich ständig mit
Fragen auseinandersetzte wie zum Beispiel, wieso diese Menschen nicht versuchen
aus jenem Gewaltkonstrukt auszubrechen, weshalb es ihnen anscheinend so schwer
fällt um Hilfe zu bitten oder diese anzunehmen, warum sie sich dessen schämen,
und vor allem, wie man sich selbst so sehr verlieren und verleumden kann, dass
man den Schuldigen immer in sich selbst sieht und somit den Ausführenden in
Schutz zu nehmen und zu entschuldigen…
Ich
habe viel Respekt davor, dass die Autorin ausgerechnet dieses brisante Thema
gewählt hat und somit der Öffentlichkeit zugänglich machte, was sonst hinter
verschlossenen Türen geschieht und hinter verschlossenen Türen bleibt. Mir hat vieles
an diesem Buch nicht gefallen, angefangen bei Harlows Verhalten in Sachen Männerwahl
– wenn sie doch die ganze Zeit Bedenken hatte, nicht Knox gewählt zu haben, von
Anfang an nur halbherzig bei Collin war und sich sogar bei ihrem Antrag
vorstellte, Knox würde vor ihr knien und sie um ihre Hand bitten, warum hat sie
dann nie einen Rückzieher gemacht? – über ihre Familie und dass sie all die
Jahre nichts von den Misshandlungen mitbekommen haben, bis hin zu dem
katastrophalen und völlig übers Ziel hinausgeschossenen Showdown.
Besonders
der Schreibstil ärgerte mich das ein ums andere Mal. Es war, als ob man ein
Kind, beziehungsweise einen Teenager die Geschichte hätte schrieben lassen:
ständig fehlten Sinneinheiten und Gedankensprünge waren nicht nachvollziehbar.
Es war nicht ersichtlich oder erst Zeilen später, was passierte oder wie es
dazu kam. Vor allem das Ende bestätigte nochmals meine Meinung, dass es die
Autorin noch sehr jung gewesen muss, als sie dieses Buch schrieb: ich fühlte
mich stark an einen Abklatsch von „Fast and the Furios“ erinnert, gemischt mit
„Shades of Grey“. Leider total über das Ziel hinaus!
Seiten: 394
Preis: 9,99 € (TB)
Veröffentlichung: 6. März 2017
Verlag: MIRA Taschenbuch
Genre: Liebesroman
★★☆☆☆☆
-Nina-
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